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St. Petersburg Marathon am 27.06.10
Laufbericht von Wolle
Donnerstag, d. 24.06.10. 11:05 Uhr, Flughafen
Düsseldorf, Michael und ich fliegen mit 11 weiteren ERGO-Mitarbeitern und
Gästen in Richtung russische Metropole, St. Petersburg. Grund der Reise
ist die Teilnahme am „ERGO-White-Night-Marathon“ und ein grosses
Kulturprogramm.
Nach der Landung in St. Petersburg erwartet uns schon ein Busfahrer der
uns dann nach ca. 40 Minuten vor unserem Hotel, direkt an der
einzigartigen Prachtstrasse „Newskij Prospect“ absetzt. Dort treffen wir
auch die anderen Teilnehmer die aus Köln und Frankfurt angereist sind,
insgesamt sind wir jetzt 22 Personen.
Das Hotel, Nevsky Central, befindet sich in der 3. Etage (ohne Aufzug),
ist einfach aber sauber und das Personal freundlich.
Michael und ich stellen nur unsere Koffer ab und gehen dann auf
Erkundungstour in näherer Umgebung, denn am frühen Abend ist ein
Abendessen in einem typisch russischen Restaurant vorbereitet.
Freitag, d.25.06.10. Heute ist Kultur
angesagt. Michael und ich besuchen innerhalb von 7 Stunden (zu Fuß) die
Kulturstätten: Eremitage, Schlossplatz, Winterpalast, Christi
Auferstehungskirche, Singer Haus, Platz der Künste, Kathedrale der
Muttergottes, Grosser Kaufhof, Dreifaltigkeitsbrücke, Peter und Paul
Festung und Kathedrale, Eherner Reiter, Isaak Kathedrale, etc, etc,.
Am Abend ist wieder ein russisches Menue in eines der vielen und netten
Restaurants für die ganze Gruppe angesagt.
Danach, um 00:30!, werden wir mit einem Bus zur Newa gebracht, wo wir
einer Einladung von der Geschäftsführung, ERGO-Russland, folgen. Es geht
mit dem Schiff über die Newa und den Kanälen durch die „Weißen Nächte“
von St. Petersburg. Um 04:15 Uhr sind wir dann wieder im Hotel und machen
uns schnell bettfertig.
Samstag, 26.06.10. Relaxen,
Marathonmesse, Pasta Party.
Sonntag, 27.06.10. Marathontag. Pünktlich um
08:45 Uhr treffen sich alle Marathonläufer und Begleitpersonen vor dem
Hotel um mit dem Bus die 4 Km bis zum Startbereich zu fahren. Hier ist für
uns ein ERGO-VIP-Zelt aufgebaut wo wir auch unsere persönlichen Dinge wie
Rucksack, Jacke, etc, unter den Augen einer strengen Security deponieren
können.
Jetzt werden noch im allgemeinen Fussballfieber Arme und Wangen mit
schwarz-rot-goldener Schminkfarbe bedacht um uns dann in den Startbereich
zu begeben. Hier wirft man einen, bei den Startunterlagen erhaltenen
Zettel mit persönlichen Daten in eine Plastiktüte, um am Ende des
Marathons zu prüfen ob jemand verloren gegangen ist. Auch Chip- oder Transponder-Zeitmessung sind hier unbekannt. Es kommt die gute, alte
Handstoppuhr zum Einsatz, was heisst, dass nur die Bruttozeit
protokolliert wird. Jeder 5 Km Lauf in Wanne Eickel ist da besser
organisiert.
Aber mal ehrlich, ist das nicht der besondere Reiz an so einem intern.
Stadtmarathon teilzunehmen wo man sich um 20 Jahre (technisch)
zurückversetzt sieht? Aber eins vorweg: Die Endzeiten stimmten genau
überein mit unserer „Garminzeitmessung“.
Wir sind trotzdem alle gut drauf, singen kölsche Lieder und überhören fast
den Startschuss. Das Starterfeld von ca.800 Teilnehmern ist im Verhältnis zum
riesigen Schlossplatz sehr überschaubar.
Das feuchtwarme Wetter ist mit ca. 17°C zwar etwas drückend aber nachdem
wir nach einigen Kilometern die Newa überqueren ist die Luft viel klarer.
Bei Km 7 biegen die 10Km Läufer rechts und die Marathonis nach links ab.
Hier stehen auch die ersten „Aufschreiber“ die in einer Art „Stille Post“
unsere Startnummern notieren, sozusagen als Ersatz für die roten Matten
bei Einsatz des Championchips. Dieses Prozedere sollte uns noch 2 Mal
widerfahren.
Bei Km 9 stehen am Strassenrand 2 ver(w)irrte Läufer, die die Abzweigung
zum 10 Km Lauf verpasst haben, laufen aber dann wortlos zurück.
Wir sind mittlerweile bei Km 15. Die Temperatur hat etwas angezogen,
leider auch der Wind. Michael und ich laufen immer noch nebeneinander,
zusammen reisen – zusammen finishen lautet unsere Devise. Unser Tempo
liegt so bei 05:35 min/Km. Wir haben auch noch genügend Luft um uns zu
unterhalten oder uns vor Strassenschäden, Bodenwellen und
Strassenbahnschienen (liegen grundsätzlich ca. 10 cm höher als der
Asphalt) zu warnen. Zwischendurch wollen noch 3 junge russische Mitläufer
von Michael wissen wer wir sind und woher wir kommen, dann aber rasch
davoneilen.
Km 21,1 – Halbmarathon. Meine Garmin zeigt 01:56:20 Std. Das sieht ja gut
aus für eine Zeit sub 4 Std. Wir konzentrieren uns jetzt mehr auf das
Laufen als auf die Prachtbauten und Kathedralen. Ausserdem führt die
Strecke jetzt über die „Kö von St. Petersburg“, der Newskij Prospect. Wie
fast überall ist auch hier nur eine Spur vom fließenden Verkehr
abgesperrt, lässt uns aber genügend Platz um sicher und gefahrlos zu
laufen. Trotz unzähliger Menschen kümmert sich niemand um uns, was sind
schon 480 Läufer in einer 5 Millonen Metropole. Vorbei an unserem Hotel
steuern wir auf den größten Verkehrsknotenpunkte von St. Petersburg, der
Admiralität, zu. Da ca. 200 Meter vor und nach uns kein anderer Läufer in
Sicht ist muss nur für uns beide der gesamte Kreuzungsbereich durch
Polizisten freigehalten werden. Mitten auf der Kreuzung begrüßte Michael
dann mit einer Art Laola die wartenden und hupenden Autofahrer in ihren
PKW`s.
Km 32, jetzt ist es aus mit lustig. Die letzten 10 Km geht es nur noch
eintönig entlang der Newa und Sturmböen lassen ein normales laufen nicht
mehr zu. Getränkeflaschen, Zeitungen, Müll und selbst das 35 Km
Hinweisschild aus Metall fliegen quer über die Strasse. Die meisten Läufer
gehen, wir auch. Wir bewegen uns wie Skoliose Kranke (krummer Rücken)
nach vorne. Ein Gutes hat der Sturm, wir empfinden die mittlerweile 25°C
als sehr angenehm.
Bei Km 41, der Sturm bläst uns immer noch ins Gesicht und die Zeit spielt
mittlerweile keine Rolle mehr, verlassen wir die Promenade an der Newa in
Richtung Schlosspark dem Ziel entgegen. Hier kommt endlich wieder Freude
auf denn beim Einbiegen auf der 200 Meter langen Zielgeraden werden wir
von den Nichtläufern aus der ERGO-Truppe frenetisch gefeiert.
Um wenigstens ein schönes Zielfoto als Erinnerung zu bekommen laufen
Michael und ich lachend und winkend auf die Fotografen zu. Plötzlich, und
wie von einer Tarantel gestochen, kommt von hinten ein bekloppter Franzose
angeschossen, rennt uns fast um, und läuft 5 Meter vor uns ins Ziel. Das
war`s dann mit dem schönen Finisherfoto!
Im Zielbereich gibt es noch eine Medaille, Getränke
und ein paar Süßigkeiten. Danach
wir werden im ERGO-VIP-Zelt mit vielen Köstlichkeiten und Getränken
verköstigt.
Am Abend feiern wir dann noch in einem Englischen Pub den Sieg der Deutschen
über das Mutterland des Fußballs um dann gegen 01:00 Uhr müde
ins Bett zu fallen.
Montag, 28.06.10. Heute folgen wir noch
einer Einladung von ERGO-Russland ins Russische Museum. Der Rest des Tages
steht dann jedem zur freien Verfügung.
Michael und ich fahren noch mit der U-Bahn zum Alexander-Newskij-Kloster
und den „Friedhöfen der Genies“ im Norden der Stadt. Hier treffen wir
wieder auf eine russische Besonderheit: Eintrittsgelder für Russen (50 Ru)
und Touristen (200 Ru) wichen zum Teil erheblich voneinander ab.
Der Tag endet mit einem gemeinsamen Besuch der Gruppe beim Italiener,
direkt neben der Eremitage. Hier verabschiedet sich auch unsere russische
Ansprechpartnerin, Veronika Maximova, von uns.
Dienstag, 29.06.10. 09:00 Uhr Früstück, 13:00
Uhr gemeinsame Abfahrt zum Flughafen, 17:10 Uhr Landung in Düsseldorf.
Fazit: Eine Reise die man so schnell nicht
vergisst.
St. Petersburg, die kulturelle Hauptstadt Russlands oder wie Joseph
Brodsky sie genannt hat: „Die schönste Stadt auf dem Antlitz der Erde“ mit
dem Zusatz: „im ungerechtesten Land der Welt“.
Eine Bewertung des Marathons überlasse ich anderen
denn hier gibt es noch viel zu tun (Strecke u. Organisation).
Wolle
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