Der Neandertallauf in
Erkrath ist sicher ein Geheimtipp unter den Läufen im Frühjahr. Der
Hauptlauf ist als Drittelmarathon ausgeschrieben und der Veranstalter
wirbt damit, dass "die anspruchsvolle Strecke" eine ausgezeichnete
Vorbereitung für die Frühjahrsmarathons sei. So konnte man dann auch
vor dem Start Läufer mit Finisher-Shirts von etlichen
Laufveranstaltungen dieser Welt sehen. Das Wetter in diesem Jahr war
fast ideal - kein Regen, immer wieder stieß die Sonne durch die
Wolkendecke, dazu eine Temperatur um die 15 °C. Lediglich ein
kräftiger Wind war ein wenig störend.
Der Neandertallauf startete am Bürgerhaus und die Strecke führte
zunächst auf direktem Weg hinaus auf die Felder zwischen Erkrath und
Alt-Erkrath. Zwar ist auf diesem Abschnitt noch ein leichtes Gefälle,
aber der Wind, der leicht von vorne wehte, machte das Stück doch etwas
zäher. Nach gut zwei Kilometern biegt der Weg dann steil nach rechts
ab und der Wind war ab hier ein angenehmer Schiebewind. Das Gefälle
ist hier - entlang der Landstraße nicht mehr so stark, man könnte es
sogar eine Steigung nennen....
Kaum lief man nach Alt-Erkrath hinein, wurde man wieder unmerklich
schneller, angetrieben durch Gefälle und Rückenwind - und natürlich
durch die gute Stimmung in der Gruppe. Hier waren alle noch frisch und
keiner wagte an den Berg zum Ende der Strecke zu denken. Eine leichte
Sorge machte mir der Gedanke, den Schiebewind am Berg später als
Gegenwind zu haben. Doch es gab auch die Hoffnung auf einen
Windschatten genau durch ebendiese Steigung. Durch Alt-Erkrath
hindurch waren sogar ein paar Zuschauer zu bewundern, begleitet von
einigen aufgeregt an den Absperrungen wartenden Autofahrern. Es ging
dann hinein in das Neandertal. Hier ist die Strecke eher flach, aber
man merkte jetzt deutlich, dass das Gefälle der ersten sieben
Kilometer nicht mehr da ist. Zur Hälfte wußte man, dass es jetzt
tendenziell nur noch aufwärts ging - zumindest wenn man das
Höhenprofil betrachtet.
Am Neandertalmuseum war nach 8 km ein kleiner Versorgungsstand
aufgebaut, hinter dem die Strecke nach rechts abbog in Richtung des
alten Museums. Kurz nach dem neunten Kilometer ging es dann steil den
Berg hinauf, raus aus dem Neandertal. Klar, dass an diesem markanten
Anstieg sich alle Fotografen versammelten und auch recht viele
Zuschauer waren. Dies war gar nicht so praktisch, der Weg war hier
ohnehin recht schmal, viele Läufer gingen den Berg hoch und dazu
wurden hier die ersten (oder letzten) Walker eingeholt, die im Lauf
vorher gestartet sind. Dadurch war es recht schwierig, den richtigen
Rhythmus zu finden und man musste recht konzentriert laufen. Immerhin
klappte es mit dem Windschatten - von Gegenwind war nichts zu spüren.
Kurz nach dem zehnten Kilometer war links das erste Wisent zu
erblicken, ein deutliches Zeichen dafür, dass man "über den Berg" war.
Ein Kontrollblick auf die Uhr und die (falsche) Annahme, dass es nur
noch abwärts ging, ließen bei mir echte Euphorie aufkeimen. Wäre da
nicht die letzte Steigung nach über 13 km gewesen. Dieser Anstieg war
zwar nur 200 m lang, aber - da ich ihn komplett vergessen hatte -
wirkte er sehr motivationsmindernd. Nach einer steilen Linkskurve ging
es wieder abwärts, der Puls war am Maximalwert und wollte sich auch
nicht mehr beruhigen. Da war es mir auch gleichgültig, ob ich auf den
letzten Metern noch überholt wurde, ich wollte nur noch ankommen. Der
Zieleinlauf beginnt mit einer scharfen Kurve, die noch einige Läufer
für ein waghalsiges Überholmanöver nutzten. Das störte mich nicht mehr
weiter, ich wußte hier schon, dass ich meine Ziele erreicht hatte.
Im Ziel gab es noch eine Medaille für jeden Teilnehmer, Getränke und
einen Apfel. Alles in allem - es hat sehr viel Spaß gemacht, der Lauf
ist sehr gut organisiert und mit 8 Euro auch nicht sehr teuer. Als
wichtigsten Rat kann ich jedem mit auf den Weg geben: noch ein wenig
Puste für den vierzehnten Kilometer aufheben...
Boris
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