Laufberichte

29. Brüder Grimm Lauf von Hanau nach Steinau am 07.-09.06.13
  Laufbericht von Boris

Allgemeines
Der Brüder Grimm Lauf ist ein Etappenlauf, der vom Main-Kinzig-Kreis veranstaltet wird. Gestartet wird in Hanau, der Geburtsstadt der Brüder Grimm, und er endet in Steinau an der Straße, wo die Brüder ihre Jugend verbrachten. Dabei folgt die Strecke im wesentlichen dem Kinzigtal. Bewältigt wird die offiziell knapp 82 km lange Distanz in fünf Einzeletappen, die jeweils zwischen 13 km und 18 km lang sind. Der Lauf ist ein Landschaftslauf, d.h. es wird fast ausschließlich auf Wald- und Wirtschaftswegen gelaufen. An einigen Stellen - besonders in der Nähe von Hanau - ist es aber unvermeidlich, auch ein Stück parallel zur Autobahn oder auf einer Spur der Bundesstraße zu laufen. Das kommt aber wirklich selten vor. Ehrlichweise muss man darauf hinweisen, dass das Kinzigtal zwar landschaftlich schön ist, es aber keine touristisch herausragenden Sehenswürdigkeiten gibt. Trotzdem sind die Stadtkerne der Start- und Zielorte recht ansehlich, so dass es doch das eine oder andere zu entdecken gibt.
Der Lauf ist in jeder Hinsicht sehr gut organsiert. Es sind an allen Start- und Zielorten ausreichend Parklätze verfügbar. Ein ausgeklügeltes Bus- und Gepäcktransportsystem sorgt dafür, dass Läufer und Gepäck immer rechtzeitig an der gewünschten Stelle sind. Auch die Läufterparty in der altehrwürdigen Gelnhäuser Stadthalle war prima organisiert und hat Spaß gemacht.
Jetzt aber mal ein paar Worte zu den Etappe:

Rotkäppchenetappe von Hanau nach Niederrodenbach, Freitagabend, 15,5 km
Auf dem Marktplatz von Hanau am Fuße des Denkmals der Brüder Grimm ist der Start aufgebaut. In strahlendem Sonnenschein bei ca. 28 °C steht fünf Minuten vor dem Startschuss kaum ein Läufer hinter der Startlinie. Alle haben sich noch im Schatten der umliegenden Gebäude verkrochen, um nicht zu früh der Hitze ausgesetzt zu werden. Nachdem der Sprecher mehrfach dazu aufgefordert hat, sammeln sich die Läufer doch an der Linie. 525 Läufer machen sich auf den Weg auf die erste Etappe. Hinzu kommen noch vereinzelte Einzeletappenläufer, die nicht den gesamten Lauf mitmachen. Diese werden auch nur in den Tageswertungen berücksichtigt.
Im hinteren Mittelfeld hatte ich mich aufgestellt, und mit dem Startschuss brauchte ich ca. 10 Sekunden bis zur Startlinie. Selbst in dem hinteren Bereich, war das Tempo meiner umliegenden Mitläufer sehr hoch - schneller als 5 min/km. Da die Streckenführung hier noch sehr eng war, konnte man kaum langsamer machen. Erst nach zwei Kilometern gelang es mir, mich auf mein Tempo einzupendeln. Das war auch etwa der Punkt, an dem wir die Stadt Hanau verlassen haben und in die Bulau, das Waldgebiet einbogen. Ab hier verlief die Strecke fast ausschließlich im Wald, was angesichts der Temperaturen sehr angenehm war. Mit regelmäßigen Versorgungsständen, an denen Schwämme und Wasser gereicht wurden, war die sehr flache Strecke gut zu bewältigen. Viele hatten aber doch erhebliche Probleme mit der Hitze; der erste Läufer brach bereits nach 6 km zusammen. Ursache hierbei war sicher auch das hohe Anfangstempo. Allerdings verstehe ich persönlich nicht, dass Läufer, die einen Lauf über 80 km melden, nicht genug Erfahrung haben, um mit solchen Gegebenheiten umzugehen. Nur 498 der 525 kamen in Niederrodenbach ins Ziel.

Dornröschenetappe von Niederrodenbach nach Neuenhaßlau, Samstagmorgen, 14 km
Der Start am Samstag verlief ähnlich wie am Freitag, allerdings war das Tempo deutlich geringer. Der eine oder andere hatte wohl doch gelernt. Jetzt kannte man sich auch schon etwas besser jeder wusste ungefähr wie schnell die anderen Läufer laufen, so dass es auch weniger Durcheinander am Start gab. Die Strecke führte zunächst flach über einen Wirtschaftsweg nach Niederrodenbach in den Ort. Der Weg war gerade breit genug für zwe
i Läufer nebeneinander, was überholen oder überholen lassen auf dem ersten Kilometer fast unmöglich machte. Von Niederrodenbach nach Oberrodenbach kam der erste ernstzunehmende Anstieg des Brüder Grimm Laufes. Eine leichte Welle von vielleicht 20 Höhenmetern; aber auch hier schimpften schon die ersten. Von Oberrodenbach ging es dann auf den "Käfernberg", auch ein noch eher dezenter Berg. Das folgende Gefälle führte nach Gondsroth. In Gondsroth wurde uns die Läuferlegende Harald Schmid (Europameister über 400 m Hürden) versprochen - der war wohl gerade nicht zu Hause. Aber immerhin durften wir Markierungen auf der Straße bewundern, wo er an ruhigeren Tagen seine Hürden aufzustellen pflegt. Grundsätzlich war ich froh, dass die Hürden jetzt weggeräumt waren. Nach ca. 1,5 km liefen wir in Neuenhaßlau ins Ziel ein. Jetzt waren nur noch 471 dabei.

Schneewittchenetappe von Neuenhaßlau nach Gelnhausen, Samstagnachmittag, 16 km
Neuenhaßlau: es ist wirklich langweilig dort, wenngleich der Veranstalter alles tut, damit man die Zeit von ca. 6 Stunden zwischen den beiden Läufen zur Erholung nutzen kann. Es steht eine Sporthalle zum Ruhen und für Massagen zur Verfügung (wie übrigens in allen Etappenzielen). Es wird ein Mittagessen angeboten und der Sprecher hält zum Glück mal seine Klappe. Dennoch, ich war froh, die Wartezeit bei meinen Eltern in Hainstadt verbringen zu können...
Die Strecke von Neuenhaßlau nach Gelnhausen empfand ich als sehr anspruchsvoll. Distanz und Profil entsprechen etwa unserer bekannten Bergziege. Allerdings war die Wegbeschaffenheit zum Teil schwieriger, mit Schotterstellen und Löchern, so dass sehr konzentriert gelaufen werden musste. Landschaftlich zählte die Tour aber zu den schöneren Teilen. Wenn man von der Anhöhe "Heiligenkopf" über freie Roggenfelder wieder hinabläuft hat man einen herrlichen Blick auf das im Tal liegende Gelnhausen. Und man sieht auch toll die Berge, die dahinter liegen, von denen man weiß, dass sie die Aufgabe für den Sonntagmorgen sind...
Mit 28 °C, schwülwarmer Luft und praller Sonne sicher die schwerste Prüfung in diesem Jahr beim Brüder Grimm Lauf. Meine langsamste Etappe, aber immerhin angekommen, so wie alle 471 vom Vortag.
Abends gab es in der Stadthalle von Gelnhausen eine tolle Nudelparty. Der Stadtkern von Gelnhausen ist schön mittelalterlich erhalten - es lohnt sich.

Frau-Holle-Etappe von Gelnhausen nach Wächtersbach, Sonntagmorgen, 16,5 km
Die Strecke musste wegen Bauarbeiten in diesem Jahr verändert werden. Dadurch ging es nicht ganz so hoch hinaus und es war auch etwas kürzer als in den vergangenen 28 Läufen. Aber der Reihe nach: Start war um 9:00 auf dem Untermarkt, ein schöner Platz inmitten von Sandstein- und Fachwerkgebäuden. Vom Start ging es ca. 1 km über Kopfsteinpflaster direkt leicht bergauf. Man beachte hier das Kopfsteinpflaster, das aus Sandstein besteht und daher schön rot ist. Auch hat man den Sandstein so verbaut, dass man die einzelnen Gesteinsschichten auf den Steinen erkennen kann. Das erzeugt ein dem Kopfsteinpflaster überlagertes Streifenmuster auf der Straße. Wirklich toll. Nun, ca.  1 km hatte ich Zeit darüber nachzudenken, dann ging es wieder bergab nach Haitz, wo dann mit dem dritten Kilometer ein 3 km langer moderater Anstieg beginnt. Es war nicht so steil, wie ich befürchtet hatte, aber viele meiner Mitläufer hatten hier doch erhebliche Probleme.
Oben auf dem Berg, nach 6 km war es dann für weitere 6 km "wellig", ein munteres Auf und Ab. Die letzten 4 km ging es dann steil in das Tal hinunter. Diese Passage empfand ich als sehr schwierig, weil auch die Wegebeschaffenheit nicht überall gut war. Am Ende der Gefällestrecke ging es direkt in das Stadion mit dem Zieleinlauf. Das Feld hat sich um weitere elf Läufer auf 460 verkleinert.
Kurz nach meinem Zieleinlauf begann es heftig zu regnen und ein starkes Gewitter zog auf.
Der Start der nächsten Etappe war in Bad Orb, so dass die Wartezeit von ca. 5 Stunden mit dem Bustransfer und einem Mittagessen in Bad Orb überbrückt wurde.

Hänsel und Gretel-Etappe von Bad Orb nach Steinau an der Straße, Sonntagnachmittag, 17,7 km
Die Pause hat es fast komplett durchgeschüttet. Ich dachte schon, dass jetzt der Mythos beendet ist, nachdem ich bisher noch nie einen Wettkampf im Regen laufen musste. So verbrachte ich die meiste Zeit in der völlig überfüllten Grund- und Hauptschule. Aber: ca. 90 Minuten vor der Startzeit endete der Regen und die Sonne kam hinter den Wolken hervor. Das gab die Gelegenheit, noch ein wenig Bad Orb zu besichtigen, das als Kurstadt auch über einen schönen Stadtkern verfügt. Durch das zeitgleiche Erdbeerfest war die Stadt auch voller Menschen, so dass es nicht langweilig wurde.
Der Start zur letzten Etappe erfolgte pünktlich um 15:30 Uhr und das Feld setzte sich durch den Ort in Bewegung. Nach 1 km kam der stärkste Anstieg des gesamten Brüder Grimm Laufes: auf 2 km Länge, 150 Meter in die Höhe. Genauso steil ging es danach wieder bergab und es folgte ein im wesentlichen flacher Lauf im Kinzigtal nach Steinau an der Straße. Auf diesem etwa 11 km langen Stück ist mir aufgefallen, dass die Stimmung der Zuschauer in Bad Soden und Salmünster recht gut war. Eine kleine Nervenprobe war nochmal der Anstieg auf die Kinzigtalsperre - das waren aber nur auf 10 m auf 100 m Länge, aber so kurz vor Schluß ist das schon gemein. Die Sonne hatte wieder für Temperaturen von 25 °C gesorgt und das Fehlen von Bäumen im Kinzigtal sorgten nochmal für einen anstrengenden Abschluss. Und dann der Zieleinlauf: natürlich eine "Bergankunft". Die letzten 300 m geht es nochmal hoch, ist nicht schlimm, tat aber trotzdem weh. Zumal hier wirklich viele Zuschauer standen und man dann natürlich nicht mehr gehen wollte...
Das Ziel erreichten 426 Läufer, also 99 der ursprünglich 525 kamen nicht an. Das zeigt vielleicht mehr als die Zeiten und die Plazierungen, wie anstrengend der Lauf doch war.

Sachen, die ich nicht verstanden habe...
Warum ist der Lauf über 82 km ausgeschrieben, die Summe der Einzeletappen beträgt aber nur 79,7 km?
Habe ich was vergessen?
Wo waren eigentlich Hänsel und Gretel, Frau Holle, Dornröschen, Rotkäppchen und Schneewittchen?
Waren die 7 Zwerge unter den Läufern?
Warum macht der Veranstalter nicht mehr Werbung in der Presse für diesen tollen Lauf?
Weshalb gibt es zwar ein Finisher T-Shirt aber keine Erinnerungsmedaille?
Wieso ist alles so super organisiert, es aber im Vorfeld so schwierig an Informationen zu kommen?

Das ist aber eigentlich alles nicht so wichtig - der Lauf ist toll und am Ende zählen ohnehin die kleinen Erinnerungen während der drei Tage mehr. Die Gruppe von 500 Läufern wächst in dieser Zeit durchaus etwas zusammen und ich habe niemanden getroffen, der nicht nochmal mitlaufen möchte.

Boris

Boris Kasper / lt-run4fun.de / 142. Platz in der Gesamtwertung / 64. Platz M40 / 07:04:37 Std.

1. Etappe Hanau - Rodenbach 16 km 172. Platz in 1:23:26
2. Etappe Rodenbach - Neuenhasslau 14 km 152. Platz in 1:13:56
3. Etappe Neuenhasslau - Gelnhausen 16 km 179. Platz in 1:28:05
4. Etappe Gelnhausen - Wächtersbach 17 km 121. Platz in 1:25:36
5. Etappe Bad Orb - Steinau 18 km 117. Platz in 1:33:34