Sonntag, der 03.02.2008, 08:30 Uhr. Kerstin`s lt-run4fun-Bus mit Jürgen am
Steuer kommt pünktlich zum Treffpunkt >Auf den Sängen<. Jacqueline,
Gudrun, Jochen und ich buhlen noch um die besten Plätze im Bus und ab
geht`s auf die A3 in Richtung Holland. In Oberhausen unterbrechen wir kurz
die Reise und laden an der Ausfahrt Lirich die dort wartende Betty zu uns
ein.
Das geringe Verkehrsaufkommen und die optimalen Wetterverhältnisse lassen
uns schon um 10:30 Uhr in Apeldoorn ankommen. Freundliche Helfer erwarten
uns an der Stadtgrenze und leiten uns auf einen der riesigen
Firmenparkplätze, von wo wir mit einem Shuttlebus kostenlos zum Startpunkt
in die Innenstadt gebracht werden.
Wir gehen zielstrebig auf das große Banner mit der Aufschrift >Secretariaten<
zu um im >Orpheus<, scheint die Stadthalle zu sein, unsere Nachmeldung für
den Marathon bzw. der Asselrunde auszufüllen. Nach einigen Schwierigkeiten
mit dem Prozedere der Anmeldeformulare hatten wir aber, dank Jochen`s
Holländisch-Kenntnisse, noch genügend Zeit uns klamottenmäßig
herzurichten.
Punkt 12:00 Uhr ertönt auch der Startschuß zum 38. Apeldoorner
Midwinter-Marathon. 463 Marathonis machen sich zusammen mit weiteren 257
Teilnehmer(innen), die sich für die 27,5 km lange Asselrunde (Jacqui u.
Gudrun) entschieden haben, auf die lange Reise.
Die Route führt uns sofort raus aus der Stadt durch wunderschöne
Siedlungen mit netten Einfamilien-Häusern in waldreicher Umgebung.
Warum Jochen und ich nicht wie abgesprochen für die 27,5 km gemeldet haben
wird sich später noch rächen.Wir beschließen, dass Betty, Kerstin, Jochen
und ich die gesamten 42,2 km zusammen bleiben und diesen Marathon als
lockeren Trainingslauf ansehen. Geplant war eine Pace von ca. 06:30 –
06:40 min/km. Wenn eine Endzeit von 04:30 Std. erreicht wird, na gut, eine
04:45 soll es aber schon werden.
Irgendwie war in diesem Läuferfeld aber alles anders als sonst. Jürgen war
schon nach 2 Minuten nur noch am Horizont zu erkennen und all die anderen
Teilnehmer schienen um ihr Leben zu rennen. Hat das etwa mit dem Zeitlimit
von max. 5 Stunden zu tun?
Wir lassen uns nicht beeindrucken und halten das angedachte Tempo von ca.
06:30 min/km bei. Gudrun, die Jacqueline auf ihrem ersten langen Lauf von
mehr als 21 km begleitet, hält auch noch locker Anschluß. Trotzdem ist
heute irgendetwas anders als sonst. Die ungewohnte Ruhe um uns herum macht
mich stutzig.
Bei km 4,5 am >Ingang park Berg en Bos< ist das Feld schon so weit
auseinander gezogen, sodass wir bequem nebeneinander laufen können und
über weitere Marathon-Teilnahmen diskutieren. Unser Tempo liegt jetzt
schön gleichmäßig bei 06:25 min/km, also eine Zeit wovon so mancher
normale Marathoni träumt. Deshalb ist es für mich nicht zu fassen, dass
ich beim Umschauen nur noch ca. 20 (in Worten: zwanzig) Teilnehmer(innen)
zähle. Jochen, der das auch garnicht lustig findet, will sich vergewissern
und entdeckt hinter den Nachzüglern den Besenwagen. Ich glaube,
dass ist uns allen noch nicht passiert!
Jetzt heißt es locker bleiben. Galgenhumor macht sich bei uns breit. Als
erfahrene Läufer wissen wir aber, dass die Meute für dieses Tempo später
Lehrgeld zahlen muß.
Wir laufen die nächsten 5 Kilometer über den flachen Soerenseweg bis nach
Hoogsoeren bei Kilometer 10, aber mit der Gewissheit, dass wir dem
Besenwagen doch einiges voraus sind. Hier füllen wir unsere
Wasserflaschen an der Verpflegungsstelle auf und genießen die nächsten 5
Kilometer über den Pomphulweg durch die menschenleere Asseler Heide
Bei Kilometer 15, am Rodeweg, dann die erste echte Herausforderung. Eine 4
km lange Steigung entlang des Amersfoortswegs lässt uns verstummen. Jetzt
brauchen wir den Sauerstoff nur noch für unseren Stoffwechsel bzw.
Brennwert.
Unser Tempo drosseln wir nun auf 06:45 – 06:55 min/km. Dank meiner >Garmin
305< versorge ich Betty, Kerstin und Jochen im Minutentakt immer mit den
aktuellsten Daten.
Bei Kilometer 20 feiern wir >Bergfest<, dem höchsten Punkt auf der
Strecke. Die Uhr zeigt 02:12 Std., eine sehr gute Zeit für einen „besseren
Trainingslauf“. Rechts auf dem Fahrradweg überholen uns die Läufer die
schon in der 2ten Runde bei Km 36 sind. Jetzt nur noch 2 ½ Stunden
errechnet Jochen mit süffisantem lächeln. Gudrun und Jacqui sind auch noch
als kleine orange Punkte hinter uns zu erkennen.
Bei Kilometer 27, Ecke Valkenberglaan, haben wir das Ziel in Sichtweite.
Hier kann man aussteigen oder in die 2te Runde gehen. Natürlich laufen wir
weiter, wieder durch die wunderschönen Siedlungen mit den netten
Einfamilien-Häusern in waldreicher Umgebung.
An der Verpflegungsstelle bei Kilometer 30 laufe ich langsam weiter da
meine Getränkeflasche noch gut gefüllt ist. Ein junger Holländer gesellt
sich zu mir und wir laufen, ohne es zu merken, zu zweit und recht zügig
bis zum nächsten Verpflegungsstand bei Kilometer 35. Erst hier bemerke
ich, dass Kerstin und Jochen nicht mehr hinter mir sind. Nur Betty steht
lächelnd neben mir, trinkt einen Schluck Tee und fordert mich zum
Weiterlaufen auf.
Meine >Garmin 305< zeigt eine Zeit von 03:37 Std. an. Nicht schlecht für
einen Vorbereitungslauf meint Betty und gab unaufgefordert Gas. Wir laufen
jetzt gemeinsam durch die menschenleeren Vororte von Apeldoorn. Betty
verabschiedet sich durch nette Zurufe von jedem einzelnen der wenigen noch
verbliebenen Helfern am Straßenrand. Obwohl wir bei dem momentanen Tempo
noch weit unter 04:30 Std. ins Ziel laufen werden sind doch tatsächlich
schon die meisten Absperrungen weggeräumt und Personal abgezogen. Selbst
die letzte Verpflegungsstelle bei Kilometer 40 ist schon im Abbau und kann
uns nur noch etwas Wasser anbieten.
Kilometer 41,3. Nur noch 895 Meter. Wir nähern uns der
Hauptverkehrskreuzung am Obelisken >de Naald<. Außer Betty und mir ist
weit und breit kein anderer Läufer zu sehen. Nur für uns beide wird der
Verkehr angehalten damit wir gefahrlos auf die Loolaan, der langen
Zielgeraden, laufen können.
Noch 400 Meter. Wir nehmen das Tempo raus, genießen die freundlichen
Zurufe der Zuschauer hinter der Absperrung und laufen nebeneinander in
04:23:50 Std. über die Zielmatte.
Nette Helferinnen legen uns eine Wolldecke gegen die Kälte über die
Schulter und versorgen uns mit warmen Tee.
Jetzt noch schnell ein paar Fotos von Jochens und Kerstins Zieleinlauf.
Danach zurück ins >Orpheus< , wo Jacqui, Gudrun und Jürgen mit einem
leckeren Amstel auf uns warten.
Noch lange diskutieren wir auf der Heimfahrt über den Besenwagen, das
relativ hohe Leistungsniveau der Teilnehmer (letzte Frau: 04:55 Std.,
letzter Mann: 04:54 Std.) und das Erlebte an der Strecke.
Unser Fazit: Ein schöner Tag!
Wolle
|